DDR-Witze und Ossiwitze - Witz Nr. 212

Goethes Sessel

Genosse Walter Ulbricht, 1. Sekretär der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und Vorsitzender des Staatsrates sowie des Nationalen Verteidigungsrates der Deutschen Demokratischen Republik (Originaltitel bis 1972) besucht mit seinem Gefolge das Gartenhaus von Johann Wolfgang von Goethe in Weimar.

Er wird von von einem Funktionär feierlich begrüßt und durchs Haus, das als Goethe-Gedenkstätte eingerichtet ist, geführt. Ulbricht ödet das alles an; es ist heiß, er hört nicht zu, Kunst und Kultur sind sowieso nicht sein Fall, und er verdrückt sich ungesehen in ein Nebenzimmer. Sein ganzes Gefolge zieht ohne ihn im Hause weiter. Ulbricht hat sich in einen bequemen Sessel gesetzt, ohne zu wissen, daß er sich in Goethes ehemaligem Arbeitszimmer befindet. Er tupft sich den Schweiß ab und entspannt sich gerade, als ein Herr von der Museumsaufsicht hereinkommt. Zwischen Pflicht und Respekt hin- und hergerissen, versucht er Ulbricht stotternd beizubringen, daß sich niemand in Goethes Sessel setzen darf:

"Verehrter Herr Staatsratsvorsitzender --- in diesem Sessel hier --- da hat vorher immer nur --- das ist nämlich Goethes Sessel --- da darf niemand ... " - Darauf Ulbricht etwas unwirsch: "Mein Gott, wenn der Genosse wiederkommt, steh' ich eben auf !"

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